Zeitungsbericht zur Jubiläums-HV vom 15.5.2019

Unter diesem Link befindet sich der Zeitungsartikel im Sarganserländer mit Fotos:

2019 05 20 Zeitungsbericht HV

50 Jahre Kulturelle Vereinigung Bad Ragaz

Die Jubiläums-Mitgliederversammlung zum fünzigjährigen Bestehen des Vereins hatte es in sich. Ein begeisterndes Konzert des Duos «Alexi und Marcus» mit einem musikalischen Überraschungsgast war die Krönung des Jubiläumsanlasses, bei dem auch fünf ehemalige Vereinspräsidenten anwesend waren.

von Hans Hidber

«50 Jahre sind sein halbes Leben», – ein Markstein, nicht nur ein Meilenstein», meinte Renato Bergamin, seit 21 Jahren umsichtiger Präsident der Kulturellen Vereinigung Bad Ragaz in seinen Begrüssungsworten. Er erinnerte sich an einen seiner ersten Besuche einer Veranstaltung der Kulturellen Vereinigung anfangs der 1990-er Jahre, als er erstmals das Grand Resort – oder das Grand Hotel, wie es damals hiess, betrat. «Bin ich gut genug angezogen, läuft man da einfach cool durch das Fünfstern- Hotel?», habe er sich kritisch gefragt. Solche Fragen seien von 30 Jahren durchaus berechtigt gewesen, weshalb es für das Grand Resort eines der grossen Anliegen war und sei, bei Besucherinnen und Besuchern die Hemmschwellen abzubauen. Die Kultur diene somit als willkommene Brückenbauerin zwischen dem Grand Resort und der Bevölkerung, würden doch mit den Anlässen Menschen verschiedenster Gesellschafts- und Altersklassen in diese Räumlichkeiten geholt, die sonst vielleicht das Haus nie betreten hätten. Bergamin sprach der Leitung des Grands Resorts seinen grossen Dank für die stets erfahrene grosszügige Gastfreundschaft und sonstige Unterstützung der Kulturellen Vereinigung aus.

«Kultur rheinabwärts geschwommen»

Dass fünf ehemalige Präsidenten der Einladung gefolgt waren, freute Renato Bergamin besonders.

Der erste Präsident, Dr. Hans-Rudolf Bener, war 1969 im Abwesenheitsverfahren und ziemlich eigenmächtig zu diesem Amt verknurrt worden, wie er in seiner von trockenem Humor geprägten Grussbotschaft erzählte. Interessant auch die Vorgeschichte: In der Kulturszene Chur habe damals ein «staubtrockener Sommer» geherrscht. Dr. Bener erinnerte an einen skandalösen Vorfall, als in Chur ein weltberühmter ungarischer Pianist vor praktisch leeren Reihen spielen musste. Auf der Suche nach einem besseren kulturellen Umfeld mit interessiertem Publikum habe sich das Grand Hotel angeboten. «Und so liess man die Bündnerkultur vertrauensvoll den Rhein hinab nach Bad Ragaz fliessen.» Bergamin hakte im nostalgischen Rückblick auf die Anfänge der Vereinigung nach

und zitierte mit einem Augenzwinkern aus dem ersten Versammlungsprotokoll die aufgeworfene Frage, «ob eventuell auch eine Frau in den Vorstand gewählt werden könnte.» Die Behandlung dieser offensichtlich sehr brisanten Angelegenheit wurde auf später verschoben «wenn dann zuvor die harte Pionierarbeit geleistet worden sei.» Ein Zeitgeist, der gar nicht so lange zurückliegt.

«Alexi und Marcus» begeisterten

Der Vorstand hatte sich für die von 100 Mitgliedern und Gästen besuchte Jubiläumsversammlung

einen musikalischen Leckerbissen der besonderen Art ausgedacht. Der waschechte Rätoromane Alexi Nay aus Truns und der des Rätoromanischen mächtige «Sargaaserländer» Markus Hobi, gebürtiger Melser und wohnhaft in Vilters, führen schon seit 35 Jahren als Liedermacher-Duo rätoromanische Lieder auf. Die beiden besuchten seinerzeit gemeinsam die Klosterschule Disentis, später auch die Uni Fribourg. In ihren ersten Auftritten engagierten sie sich stark für den Erhalt der Greina-Hochebene, die gemäss einem Projekt in einem Stausee untergehen sollte. Ihr Konzert am Jubiläum begeisterte das Publikum restlos. Sie brachten ein lebendes Jubiläumsgeschenk mit: Der hervorragende Saxophonist Clau Maissen aus Trun (Musiklehrer an den Musikschulen Surselva und Viamala) machte das Duo zu einem Trio. Alexi Nay übersetzte jeweils den Inhalt der empfindsamen, auch fröhlichen Lieder aus der rätoromanischen Liedkultur und Sagenwelt Die Drei boten einen absoluten Musik- und Gesangsgenuss des speziellen Art. Und schliesslich wurde der Anlass noch kulinarisch durch einen  reichhaltigen Apéro abgerundet.

 

Verein auf gesunder Basis

Die unvermeidlichen statutarischen Traktanden traten an dieser Jubiläums-HV in den Hintergrund und wurden zügig abgewickelt. Gemäss Rückblick des Präsidenten wurden die Anlässe im Berichtsjahr im Schnitt wieder von gut 100 Personen besucht; auch der Ausblick auf die neue Vortragssaison 2019/2020, präsentiert von Vorstandsmitglied Daniela Keller, ist vielseitig und verheissungsvoll. Auf dem Programm, das zu gegebener Zeit in der Presse publiziert wird, steht wieder ein bunter Blumenstrauss von Referaten aus Kunst, Wissenschaft und Politik. «Die Kulturelle Vereinigung steht finanziell kerngesund da», zog Kassier Roman Rupp das Fazit der mit einem kleinen Vorschlag abgeschlossenen Jahresrechnung. «Wir müssen kein Vermögen äufnen, aber es ist eine Reserve da, mit der auch eine schlechte Saison überbrückt werden könnte.» Mit Bedauern musste der Präsident den Rücktritt des Vorstandsmitgliedes Marco Della Santa (Malans) wegen starker beruflicher Beanspruchung bekannt geben. Er verdankte dessen grosse Arbeit und erwähnte, dass sich der Vorstand Zeit für die Suche nach einer geeigneten Nachfolge geben wolle. (hi

Die Präsidenten

1969 – 1972 Dr. Hans Rudolf Bener

1972 – 1975 Hans Saluz

1975 – 1981 Hans Jörg Widrig

1981 – 1989 Dr. Uwe Lisowsky/Hans Hürlimann

1989 – 1992 Gottlieb Bachofner

1992 – 1998 Hans Furgler

seit 1998       Renato Bergamin