Gelungener Auftakt mit Federica de Cesco

Sarganserländer vom 29.9.23, von Susanne Rupp

Federica de Cesco: Eine List, Skurriles und viel Inspiration

Charmant, humorvoll, engagiert: Die Schriftstellerin Federica de Cesco während ihrer kurzweiligen Lesung im Kursaal. Bild Susan Rupp

Auf Einladung der Kulturellen Vereinigung Bad Ragaz hat die Autorin Federica de Cesco den Kurort beehrt. Sie las im Kursaal des Grand Resorts aus «Die Welt durch Wörter sehen – meine Lieblingsgeschichten» und ergänzte die Lesung mit persönlichen Anekdoten und Erinnerungen.

von Susan Rupp

Ursula Wyss aus dem Vorstand der Kulturellen Vereinigung durfte über 100 gespannte Zuhörerinnen und Zuhörer im Kursaal begrüssen. Sie überliess der in Norditalien geborenen und heute in Luzern lebenden Federica de Cesco – bekannt geworden mit «Der rote Seidenschal», den sie mit 15 Jahren geschrieben hat – die Bühne mit folgenden Worten: «101 Bücher in 85 Jahren, wie die Schriftstellerin Federica de Cesco ihre Ungeduld nutzt, was sie jung hält und warum sie ihr Liebesglück unter einem Tisch gefunden hat.»

Zu einer List gegriffen

Eine erste Geschichte führte nach Japan, wo die Protagonistin Marina zwar ihre Kontaktlinsen durch ungewohnt hemmungsloses Weinen während einer Bühnenaufführung verliert, dadurch aber ihr Liebesglück findet. Sie habe zwar inhaltlich nicht alles verstehen können, aber die Dinge gefühlt, wird ihr Partner ihr später erklären. Wichtig sei, dass man nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen denke.

Federica de Cesco erzählte an dieser Stelle auch ihre eigene Kennenlern-Geschichte: In Paris habe sie in einem Café die Aufmerksamkeit des höflich-zurückhaltenden Japaners am Nebentisch nur mit einer List gewinnen können. Sie habe ihren Ring fallen lassen und seit der gemeinsamen Suche unter dem Tisch würden sie gemeinsam durchs Leben gehen; 50 Jahre gemeinsam, 30 Jahre im Welschland, jetzt in Luzern.

«Schreibende saugen alles auf wie ein Schwamm»

In einer nächsten Geschichte «Wie schmeckt ein Buch am besten» erzählte die Schriftstellerin, wie ihre Bücher zustande kommen. Ihr persönliches Revier sei nämlich nicht die Küche, wie es der Titel vermuten lassen könnte, sondern der Schreibtisch. Die Küche habe recht schnell ihr Mann übernommen. Aber am Schreibtisch, da «koche» sie mit allem, was die Menschen bewegt. Und dass das sehr viel ist, war schnell klar. «Schreibende saugen alles auf im Kopf wie ein Schwamm und kramen es bei Bedarf hervor», so de Cesco. Und um bei der Küchenanalogie zu bleiben, lässt sie Ideen für Geschichten oft «köcheln wie die Suppe in einem Topf».

Weitere Inspirationen gewinne sie aus Büchern, im Kino («vorderste Reihe, keine Köpfe zwischen uns und der Leinwand») oder bei Tanzaufführungen («da sitzen wir weiter hinten, wir wollen die Gesamtkonzeption, die Choreografie sehen»). Bei Konzerten würden sie und ihr Mann gerne nahe an den Musikerinnen und Musikern sitzen, dann achte sie auf Körpersprache, Blickkontakte oder dass ein verschmitztes Lächeln ausgetauscht werde. Diese dynamischen Bilder würden als Fragmente im Gedächtnis haften bleiben, was sich wiederum auf die Bücher auswirken werde.

Eindrücke werden im geistigen Kühlschrank gelagert

Möglichst viele Eindrücke – vor allem auch aus Begegnungen und Gesprächen mit Menschen («sobald die Menschen erfahren, dass ich Autorin bin, erzählen sie mir Persönliches») – seien elementar für sie als Schreibende. Auch Skurriles wie die Pianistin, deren Kleid sich während eines Rachmaninov-Konzerts durch ihr kräftiges Spielen langsam öffnete und in der Pause mit Sicherheitsnadeln behelfsmässig geflickt werden musste, wird gespeichert und irgendwann in einem Roman auftauchen. «Alle diese Eindrücke verschwinden bei mir ‘im geistigen Kühlschrank’ und werden bei Bedarf hervorgekramt, beschreibt sie ihr Vorgehen und schloss so auch den Bogen zum Titel des Buchs.

Eine ausgiebige Signierstunde – der Buchladen Bad Ragaz war mit einem Büchertisch vor Ort – und persönliche Gespräche sowie Fotos mit der beliebten Schriftstellerin rundeten den Auftaktabend der aktuellen Saison der Kulturellen Vereinigung ab.

Ideen für Geschichten lässt die Autorin köcheln wie die Suppe in einem Topf.