Bericht über faszinierenden Vortrag von Gasser & Derungs

Sinnlichkeit und Präzision in der Architektur

Der Vortrag in der Veranstaltungsreihe der Kulturellen Vereinigung Bad Ragaz «Auf Bestehendes reagiere: Innenarchitektur – Architektur – Design» von Carmen Gasser & Remo Derungs stiess auf grosses Interesse.

 

von Hans Hidber

Bad Ragaz. – Carmen Gasser und Remo Derungs mit Ateliers in Chur und Zürich gehören zu den herausragenden Vertretern einer jüngeren Generation von Architekten und Gestaltern, die für ihre Arbeiten schon mehrfach Auszeichnungen erhalten haben. «Sinnlichkeit und Präzision, ganzheitliches Denken und Gestalten, der Umgang mit bestehenden Strukturen und die Integration und Anpassung an heutige Bedürfnisse sind unsere Spezialität und unsere Passion – wir nennen es sinnlich präzises Arbeiten», charakterisiert sich das Architektenduo mit ihrem interdisziplinären Team. Die besondere Aufmerksamkeit der jungen Architekten gilt dem sogenannten «Bauen im Bestand», das heisst Um- und Ausbauten und Innengestaltung unter Respektierung und Erhaltung bestehender und zum Teil auch historischer Bausubstanz. Grosser Wert wird auch auf eine stilvolle, passende und dem Charakter der jeweiligen Gebäude Rechnung tragende Innenarchitektur gelegt bis hin zu stimmigen Details im Design von Einrichtungen.

 

Beeindruckender Leistungsausweis

Zum Einstieg in das Referat kommentierte Remo Derungs Bilder einer der berühmten Felsenkirchen von Lalibela in Äthiopien, die ums Jahr 1250 aus Basaltstein herausgemeisselt wurden und zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören. Eine unglaubliche architektonische und Meisterleistung der Baukunst. In einer anschaulichen Bilderpräsentation stellten die beiden Referenten abwechslungsweise einige ihrer realisierten, besonders anspruchsvollen Projekte vor. Unter anderem seien hier erwähnt: Umgestaltung eines nicht mehr benützten Hallenschwimmbades in einen Theaterraum (Theater Zuoz Globe im Lyceum Alpinum Zuoz), Mobile Ausstellung der RhB entlang der Strecke der Berninastrecke St. Moritz – Tirano; Bau der im Park integrierten «Sauna Nera» im Grand Resort Bad Ragaz; neue Innengestaltung der Zentralbibliothek Zürich; Innenausbau der Villa Bathumba in Zürich, ein Meisterwerk des Historizismus und Sitz des Schweizer Heimatschutzes und schliesslich der Einbau einer Wohnung in einen behäbigen Stall in Scharans ohne Beeinträchtigung der äusseren Erscheinung.

 

Bestehende Materialien verwenden

Auf die Frage aus dem Publikum, mit welchen Materialien sie am liebsten arbeiten, meinte Remo Derungs, sie hätten keine bestimmten Vorlieben und würden mit jenen Materialien arbeiten, die sie in den jeweiligen Objekten vorfänden, sei es nun Holz, Stein, Glas, Beton oder etwas anderes. Sie selber haben bei einem eigenen, privaten Umbau das verarbeitet, was sie vorgefunden und bislang nicht verwendet haben: Marmor und Messing. «Es muss einfach zum Bau passen, und der Charakter des Objektes soll gewahrt bleiben.» Zu einer weiteren Frage, ob es nicht mühsam es sei, mit den verschiedensten Instanzen wie Behörden, Denkmalpflege etc. klar zu kommen, wenn es um historische Gebäude gehe, konnte Derungs dies bestätigen. Es sei wichtig, schon im frühen Planungsstadium alle einzubeziehen, die in irgendeiner Weise als Behörde oder auch als mögliche einsprechende Nachbarn einen Einfluss auf die Realisierung eines Projektes haben. Der Vortrag zeigte, wie man Respekt vor bestehenden Baustrukturen mit einer funktionalen und modernen Innengestaltung nach modernem Standard in Einklang bringen kann.