Mit dem «Zarengold» über 9000 km unterwegs
Im neuen Vortragszyklus der Kulturellen Vereinigung Bad Ragaz gibt es eine ganze Palette von Reisen in nähere und fernere Destinationen. Der Vortrag vom Sonntag über eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn lockte viele Interessierte in den Kursaal des Grand Resorts.
von Hans Hidber
Bad Ragaz. – Die Anlässe der Kulturellen Vereinigung sind ja in der Regel immer gut besucht, aber dass etliche Interessierte sich mit Stehplätzen begnügen mussten (aus Sicherheitsgründen gibt es eine Obergrenze für Sitzplätze) kommt doch eher selten vor. Eine Reise mit der «Transsibirischen» schien auf grosses Interesse zu stossen. Die interkontinentale Strecke Moskau-Peking (Europa-Asien) bietet eine unglaubliche Vielfalt von Landschaften und Kulturen. Kompetente Referenten waren Bernd Klaube, seit 20 Jahren Reiseleiter auf Sonderzügen der Transsibirischen Eisenbahn und der russischen Sprache mächtig, und Gregor M. Schmid, der als Profifotograf die zahlreichen faszinierenden Bilder der eindrücklichen Bildpräsentation geliefert hat.
Ein Grossprojekt aus der Zarenzeit
Am 19. Mai 1891 proklamierte Zar Alexander III. den Baubeginn für die Transsib, und Zarewitsch Nikolai, der spätere letzte Zar, führte in der Nähe von Wladiwostok den ersten Spatenstich durch.
Die Bahn war nicht als Touristenattraktion geplant, sondern als eigentliche Lebensader durch die Weiten Russlands, auch als strategische Überlegungen und vor allem als Transportachse für die Ausbeutung der riesigen Vorkommen von Bodenschätzen in Sibirien, die nicht mehr länger mit Pferdefuhrwerken zu bewältigen war. Heute ist die Transsib mit dem Sonderzug «Zarengold» ein rollendes Hotel der Luxusklasse mit nach Kategorien abgestuften Annehmlichkeiten und erstklassiger Bedienung. Es ist aber nicht nur die Bahnfahrt an sich, sondern das Eintauchen in ganz andere Welten und Kulturen, die man besonders bei längeren Zwischenhalten erlebt.
Faszinierende Städte und Landschaften
Während der tristen Zeit der Sowjetdiktatur war es schwierig bis fast unmöglich, individuelle Reisen durch das Rote Reich zu unternehmen, auch gab es nicht wenige Sperrzonen für Ausländer. Prachtvolle Kirchen und Klöster wurden nach der Revolution, sofern nicht abgerissen, als Lager, Stallungen oder Gefängnisse zweckentfremdet. Heute fällt auf, wie schön und fachgerecht viele dieser Gebäude wieder restauriert oder neu aufgebaut und wieder ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung zugeführt wurden, und in den Städten ist farbiges, pulsierendes Leben zu beobachten. Die längste Eisenbahnstrecke der Welt führt durch nicht weniger als acht Zeitzonen und verschiedene Kulturen. Was für Gegensätze zwischen dichtbevölkernden Städten mit viel Industrie im europäischen Teil Russland und kleinen Siedlungen mit wenigen Jurten in der weitgehend unberührten Natur der Mongolei. Ob vor oder hinter dem Ural: Immer wieder überraschen faszinierend Landschaftsbilder und Volksgruppen in bunten Trachten.
Reise in der Gruppe empfohlen
Der Referent Bernd Klaube rät davon ab, eine solche Reise auf eigene Faust zu unternehmen. Die kyrillische Schrift, die Verständigungsschwierigkeiten (auch mit Englisch kommt man nicht immer weiter) oder das Organisieren von Ausflügen und Besorgen von Tickets etc. erschweren eine individuelle Reise; Sorgen, die in einer Gruppe mit Reiseleitung entfallen.
Eine interkontinentale Strecke: Die Transsib führt durch den europäischen und jenseits des Urals durch den asiatischen Teil Russlands.